Alle Literatur beginnt im Moment des Lesens, im Vortrag, zu sein. Andreas Maiers Besuch hat dies am 3. November 2023 eindrücklich vorgeführt. Figuren, Szenen und Stimmungen des Textes nehmen Gestalt an, werden lebendig. Mühelos springt der Autor mit seinem Ich-Erzähler in die Vergangenheit der Bundesrepublik der 70er Jahre, lässt Orte, Menschen und deren Haltungen atmosphärisch dicht verwoben zu Tage treten. Er liest, lässt sich über sein autobiographisch motiviertes Schreiben ein, plaudert offen aus seinem Leben. Der Mensch Andreas Maier kommt zum Vorschein. Der vielfach preisgekrönte Autor genoss sichtlich die Begegnung mit seinem Publikum, das ihm aufmerksam lauschte. Sein aktuelles Werk „Die Heimat“ ist natürlich alles andere als eine Heimatduselei, die die Wetterau als schöne Landschaft darstellen will. Der Roman beginnt symbolischerweise an der schwarz gekachelten „Pissrinne“ in einer Gaststätte und endet auch an der Selbigen. Die erzähltechnische Klammer ist das Vorzeichen für den kritischen Unterton im Roman. In der anregenden Diskussion mit dem Publikum wird deutlich, dass es Maier um das Hinterfragen des Begriffes von „Heimat“ geht, um die Analyse und Reflexion darüber. Fazit: Ein beeindruckender und intensiver literarischer Abend, der mit der freundlichen Unterstützung von „Leseland Hessen“ zustande kam.