Seit 2022 ziemlich beste Freunde: die Eti Sosyal Bilimler Lisesi aus Eskişehir und die Clemens-Brentano-Europaschule Lollar / Allendorf
Die Anbahnung
Bis 2013 gab es traditionell einen Austausch mit Schulen in der Türkei. Wie so viele Partnerschaften in den letzten Jahren von Eurokrise und Corona sind auch diese Kontakte in die Türkei leider eingeschlafen. Mit frischem Personal hat die CBES im Jahr 2022 einen neuen Anlauf gestartet und unterhält seit dem Schuljahr 2022 / 2023 eine Partnerschaft mit der Eti Sosyal Bilimler Lisesi in Eskişehir. Die beinahe Millionenstadt Eskişehir ist fast mittig zwischen der Hauptstadt Ankara und der größten türkischen Stadt Istanbul gelegen.
Initiiert wurde der Austausch durch das Hessische Kultusministerium. Dieses hatte hessische Schulen auf eine digitale Plattform eingeladen und mit interessierten Schulen aus der ganzen Welt zusammengebracht. Nachdem sich beide Schulen zunächst im virtuellen Raum kennenlernten und der Lollarer Teamleiter Dr. Irfan Ortac mit der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke eine Finanzierungsquelle aufgetan hatte, kamen alle Beteiligten zum Entschluss, sich auch in der echten, realen Welt zu treffen.
Das erste Treffen im November 2022
Die erste Austauschrunde fand vom 05. bis zum 12. November 2022 mit dem Besuch von 13 Schülerinnen und Schülern aus Eskişehir in Lollar statt. Begleitet wurden die handverlesenen Schülerinnen und Schüler von der Deutschlehrerin Ayse Ersincanle und dem stellvertretenden Schulleiter Osman Katlan. In dieser Woche wurde der türkischen Gruppe ein reichhaltiges Programm geboten, welches die kulturelle Vielfalt Deutschlands, insbesondere Mittelhessens, präsentierte. Neben dem offiziellen Programm stand aber auch ausreichend Raum für die konkrete persönliche Begegnungen zur Verfügung. Unter dem Motto „Miteinander gestalten – voneinander lernen“ wurden Gießen, Marburg, Frankfurt und Köln besichtigt. Besonders stach der Besuch der größten Moschee in Deutschland in der Domstadt am Rhein heraus. In Köln wurde auch das Dokumentationszentrum für Migration besucht, in dem die Schülerinnen und Schüler sich mit der Geschichte der Zuwanderung nach Deutschland auseinandersetzten.
Es wurde in den sieben Tagen viel gesehen, gelernt, musiziert, Videoblogs gedreht und einfach eine Menge Spaß gehabt. Ein großes Highlight war das Begegnungsfest, auf dem die Aktivitäten der Woche in Deutschland einem breiten Publikum in Film und Ton präsentiert wurden. Zu diesem Fest steuerten die Schülerinnen und Schüler viel Musik und Tanz aber auch Vorträge über das türkische Bildungssystem sowie über Diskriminierungstendenzen in Deutschland bei. Den hohen Stellenwert dieses Austauschprogramms dokumentierten durch ihre Teilnahme auch viele anwesende Ehrengäste. So fanden sich an der CBES die Bürgermeister Lollars und Staufenbergs Herr Dort und der Dr. Wieczorek, der Schuldezernent des Landkreises Gießen Christopher Lipp, aus dem Hessischen Kultusministeriums Cornelia Picht, vom Staatlichen Schulamt in Gießen Frau Kerstin Gromes oder sogar vom türkischen Generalkonsulat in Frankfurt der Bildungsattaché Fatih Kilic ein. Die Vorsitzenden des Schulelternbeirats, des Fördervereins und der Schülervertretung waren sehr angetan von der besonders warmherzigen Atmosphäre. In seiner Begrüßungsrede betonte Schulleiter Keller, diese Partnerschaft habe einen wunderbaren Start gehabt: „Vielen weiteren Schülerinnen und Schüler aus Eskişehir und Lollar wollen wir in Zukunft eine so schöne Woche der Begegnung ermöglichen.“ Sehr glücklich waren die Gastgeber der CBES, dass sich auch zwei Familien vom Standort Allendorf als aufnehmende Gastgeber gefunden hatten.
Gegenbesuch in Eskişehir vom 30. Mai bis zum 06. Juni 2023
Begeistert von ihren Erfahrungen in Hessen legte sich die türkische Schule bei der Gestaltung des Gegenbesuchs Ende Mai / Anfang Juni 2023 richtig ins Zeug. Traditionelle Kulturtechniken, architektonische Sehenswürdigkeiten und wunderbare Natur standen hier auf dem Programm.
Die deutsche Delegation bestand ebenfalls aus 13 Schülerinnen und Schülern, die von den beiden Lehrkräften aus der Teamleitung Dr. Irfan Ortac und Sultana Barakzai begleitet wurden. Der Kreativdirektor der Schule Alexander Hock sorgte für künstlerische Highlights. Auch dabei war der Schulleiter Andrej Keller. Viele Workshops wurden in Eskişehir organisiert: die Schülerinnen und Schüler kamen in Kontakt mit der alten Kunst der Kalligrafie – mit Tusche und Feder zeichnen. Sehr spannend war auch der Besuch in einer traditionellen Glasbläserei. Große Freude bereitete beiden Gruppen das Einstudieren von gemeinsamen Liedern unter der Leitung des Musikkollegen Alexander Hock. Eine lange Fahrt, die sich sehr lohnte, war die Tour von Eskişehir über das malerische und sehr lebendige Bursa bis an das Marmarameer. Zum interkulturellen Lernen gehörte auch der Besuch des Lokals in Bursa, wo der Iskenderdöner erfunden wurde. Er schmeckte dann doch etwas anders als in der Marburger Straße Lollars. Am Samstagabend gab es in der Schule ein großes Fest. Die Schulleiterin der Eti Sosyal Bilimler Lisesi, Frau Serpin Sebeci, eröffnete die Feierlichkeiten mit den Worten, sie freue sich, diese Partnerschaft auf festen Füßen und für die Zukunft gewappnet zu sehen.
Überrascht zeigten sich die deutschen Gäste über den Wohlstand der rasch wachsenden Stadt Eskişehir. Viele Neubauten, breite Straßen, Geschäfte und Lokale aller Art sowie drei Universitäten geben der Stadt einen jugendlichen Anstrich und sorgen für ein geschäftiges Treiben rund um die Uhr. Die Schule selbst – von einem großen Schokoladenunternehmen gesponsert – zeigt sich digital auf einem guten Stand. Digitale Wandtafeln in jedem Raum und Tablets für alle Schülerinnen und Schüler gehören zur Standardausstattung an der Eti Socyal Bilimer Lisesi.
Vorbereitungstreffen in Eskişehir vom 02. Oktober bis zum 03. Oktober 2023
Für einen Kurztripp flogen der Lollarer Projektleiter Dr. Irfan Ortac und der Schulleiter Andrej Keller nach Eskişehir, um einen Antrag für die Finanzierung weiterer Austauschprogramme auf den Weg zu bringen. In einem intensiven Austausch mit dem siebenköpfigen Team der Eti Socyal Bilimer Lisesi unter Leitung der türkischen Schulleiterin wurden wichtige Eckdaten abgesteckt und die gemeinsame Projektarbeit zu den Themenbereichen Migration und / oder Ökologischer Wandel mit Ideen, Überschriften und Schwerpunktsetzungen vertieft. Die Austauschteams beider Schulen werden im Herbst 2023 konkrete Projektideen für das Schuljahr 2024 / 2025 auszuarbeiten haben und bei der deutsch-türkischen Jugendbrücke, als wesentlichem Finanzier dieses Austauschs, einreichen. Die Eti Socyal Bilimer Lisesi aus Eskişehir besitzt als eine vom türkischen Staat ins Leben gerufene und schon mehrfach prämierte Projektschule besonders viel Erfahrung, hohe Standards und ausgewiesene personelle Expertise in außerunterrichtlichen Arbeitssettings.