Der Lollarer Fachbereich Gesellschaftswissenschaften hatte mit Prof. Dr. Jörn Happel, Professor für die Geschichte Osteuropas und Ostmitteleuropas an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg, einen absoluten Experten für den Krieg in der Ukraine an die Clemens-Brentano-Europaschule geholt. Dieser Gastvortrag zum Ukraine-Konflikt wurde in erster Linie durch die Unterstützung des Leiters des Referats Europa und Internationales an der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Herrn Achim Güssgen-Ackva, ermöglicht.
Von der Oder bis zum Pazifik, vom Polarmeer bis zum Orient – durch das Forschungsgebiet von Prof. Happel sind schon viele apokalyptische Reiter gezogen. Es ist ein gigantischer Raum, in dem er nach den Spuren der Vergangenheit sucht und gleich zu Beginn des Vortrags die Entstehung der Ukraine sowie den aktuellen Konflikt historisch aufarbeitete. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangstufe 12 wurde auf diese Weise mit neuen Ansichten – auch zur möglichen Motivlage des Präsidenten der Russischen Föderation Vladimir Putin konfrontiert, aber auch mit historisch gewachsenen Feinbildern vertraut gemacht.
In der anschließenden Diskussion interessierten sich die Schülerinnen und Schüler vor allem für Fragen hinsichtlich der Wirksamkeit der Sanktionspolitik gegenüber Russland sowie möglicher „Umgehungen“ durch China, Indien oder die Türkei. Ebenso intensiv wurde die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Verhandlungsfriedens erörtert, wobei Prof. Happel hier umfangreiche historische Vergleiche zog. Weiterhin wurde gemeinsam die Rolle Deutschlands und der USA untersucht sowie die nukleare Bedrohungslage auf Basis dokumentierter Erfahrungen und Statistiken eingeschätzt.
Insgesamt konnten die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag ihr Wissen rund um den Krieg gegen die Ukraine aktualisieren und vor allem um viele Facetten erweitern. Diffuse Vorstellungen und Ängste aus „westlicher Sicht“ wurden dagegen relativiert. Überaus zufrieden zeigte sich der Aufgabenfeldleiter für die Gesellschaftswissenschaften, Herr Matthias Payer, mit den intensiven Diskussionen im Verlauf der Veranstaltung: „Ich freue mich sehr, dass unsere Schülerinnen und Schüler durch den Fachunterricht dazu zu befähigt werden, kritisch und zugleich analytisch mit den Konflikten der Welt umzugehen. Zudem werden sie in die Lage versetzt, keine voreiligen oder allzu einfachen Schlüsse zu ziehen bzw. sich nicht durch ideologische Berichterstattung von einseitig ausgerichteten Medien manipulieren zu lassen.“
Schulleiter Keller hob beim gemeinsamen Ausklang mit Güssgen-Ackva und dem in Mittelhessen verwurzelten Professor Happel die Bedeutung des Fachs Politik und Wirtschaft hervor. Keller zeigte sich zufrieden, dass das Fach im nächsten Schuljahr durch zusätzliche Stunden noch weiter an hessischen Schulen gestärkt werden soll. Dies sei mehr als angebracht im Hinblick bei zunehmenden Tendenzen zu Fake News und Hatespeech vor allem in den Sozialen Medien.
Achim Güssgen-Ackva von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden verabschiedete sich von der Lollarer Gesamtschule mit Worten des herzlichen Danks. Er habe in den letzten Jahren immer wieder wegen der guten Vorbereitung der Klassen und der sehr professionellen Organisation Veranstaltungen an der CBES in Lollar mit großer Freude und Gelassenheit durchführen können. Ende des Monats geht Herr Güssgen-Ackva in den verdienten Ruhestand.