Weit über vierhundert Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 8 der CBES aus Lollar und Allendorf verbrachten am Freitag, den 17.03.23, einen poetischen Vormittag mit dem deutschlandweit bekannten und erfolgreichen Slam Poeten Lars Ruppel aus Berlin, der auf Initiative der Profilschulbeauftragten Wiebke Meuser angereist war.
Bereits seit weit über zehn Jahren arbeitet die CBES mit Ruppel zusammen, der immer wieder zu Workshops mit Schülerinnen und Schülern, verschiedenen Veranstaltungsmoderationen oder auch mit seiner Poesiebegeisterungsshow an der Schule oder in der Bibliothek zu Gast ist. Dies führte dazu, dass in der Aula eine Art Heimspielatmosphäre entstand.
Das Ziel des Tages benannte Lars Ruppel mit Bezug auf seine Arbeit mit Demenzkranken gleich zu Beginn des Tages ganz klar: „Unsere Welt ist nur so groß, wie wir Worte haben, sie zu beschreiben.“ Entsprechend rief er die Schülerinnen und Schüler auf, mal in ihrem Wortschatz zu kramen. Dieser sei dem Inhalt einer Chipstüte sehr ähnlich: Oben gebe es die großen Chipsstücke, die man sich sofort herausgreife. Das seien die Worte, die man viel benutze, und die andere Worte verdrängten. Je weiter man nach unten komme, desto kleiner würden die Stückchen, bis am Boden nur noch winzige Krümel übrigblieben. Das seien die fast vergessenen, selten benutzten Worte. Nach denen wollte er mit den Jugendlichen suchen und sie wieder aktivieren, denn „wenn man immer nur die leichten Sachen macht, dann lernt man nix“.
In drei Workshops zeigten die Jugendlichen unter Anleitung des Autors und erfahrenen Workshopleiters Kreativität im Synonymbattle, aber auch im Bereich eigener kleiner Texte. Aus in den Taschen befindlichen Schulbüchern wurden nach dem Zufallsprinzip Nomen herausgesucht. So fanden sich am Ende Worte wie Fußball, Landtag oder gar der Ländername Kolumbien. Mithilfe derer mussten die Jugendlichen nun den Satz „Liebe ist wie…“ vervollständigen.
Erstaunlich hierbei war, dass nicht nur am Ende in den meisten Fällen weit mehr als ein einziger Satz entstand, sondern sogar richtige kleine Lyrik und Prosa. Darüber hinaus war in allen drei Workshops zu beobachten, wie viele Jugendlichen unbedingt vor dem ganzen Jahrgang die Ergebnisse ihres Schreibens vortragen wollten und das dann auch souverän und unter tosendem Applaus ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler taten.
Im Verlaufe der Workshops entwickelte sich dadurch jedes Mal eine regelrechte Partystimmung in der Aula, die immer wieder interessierte Zuschauer aus dem Lehrerzimmer und den umliegenden Büros und Klassenräumen anzog, und dafür sorgte, dass es viele enttäuschte Gesichter gab, als Lars Ruppel mit einer kurzen abschließenden Fragerunde das Ende der Veranstaltung einläutete.
Und so konstatierte Björn Gauges, Kulturredakteur des Gießener Anzeigers in seinem Artikel über die Veranstaltung dann auch: „Leidenschaftliche Berufspessimisten, Zukunfts-Schwarzzeher und der ewige Nörglerverein Deutsche Sprache müssen jetzt ganz stark sein: Die Jugend gibt Hoffnung.“