Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte – so auch am ersten März an der Clemens-Brentano-Europaschule (CBES) in Lollar. Allerdings sind es keine blauen Bänder, die an einem Baum im Schulhof flattern, sondern zahlreiche Quasten und Püppchen, gefertigt aus weißer, roter und grüner Wolle.
In der ersten Schulstunde würdigte die Frühlingssonne das handwerkliche Geschick der Schülerinnen und Schüler, die an der CBES Deutsch als Zweitsprache (DaZ) lernen, indem sie den mit ihren Kunstwerken behangenen Baum durch ihre Strahlen besonders in Szene setzt.
Die Kinder und Jugendlichen hatten sich in der letzten Woche mit dem bulgarischen Frühlingsfest Baba Marta auseinandergesetzt und waren dabei nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch tätig.
Traditionell werden zum ersten März sogenannte Martenici hergestellt. Dabei handelt es sich um Anhänger, Quasten oder Püppchen aus Wolle, die man als Symbol für Gesundheit und ein langes Leben am Handgelenk trägt. Die Martenici werden aber auch an Bäume oder Sträucher gebunden und verkünden mit ihren kräftigen Farben die baldige Ankunft des Frühlings. Was die Farbauswahl angeht, haben sich die Schülerinnen und Schüler der CBES indes einige künstlerische Freiheit gestattet, und das traditionelle Rot und Weiß, das für rote Wangen und graues Haar – also hohes Alter – steht, um Grün ergänzt, damit auch alle Farben der bulgarischen Fahne vertreten sind.
Baba Marta, das nicht nur in Bulgarien, sondern auch in Rumänien, Moldawien und in Teilen der Ukraine gefeiert wird, dient damit der Würdigung der zahlreichen aus Bulgarien und der Ukraine stammenden Schülerinnen und Schüler, die in Lollar eine neue Heimat gefunden haben und die CBES besuchen. Damit leistet die Schule einen entscheidenden Beitrag zur gelebten kulturellen Vielfalt und Heterogenität in der Schülerschaft. Eine solche Vielfalt ist für die Schülerinnen und Schüler der CBES selbstverständlich und wird im Fachbereich Deutsch als Zweitsprache begeistert gelebt und gefördert, indem die Wertschätzung der eigenen kulturellen Identität und das Erlernen der deutschen Sprache Hand in Hand gehen.
Denn das Projekt um Baba Marta ist keineswegs ein Einzelfall, sondern steht in einem umfassenderen Kontext der Würdigung von Diversität an der CBES. Neben dem orthodoxen Weihnachtsfest und Baba Marta, setzten sich die Schülerinnen und Schüler beispielsweise auch mit dem Zuckerfest und Ostern auseinander – Projekte, die von den Kolleginnen und Kollegen des Fachbereichs getragen werden und einen entscheidenden Beitrag zur persönlichen Entwicklung und Entfaltung der Schülerinnen und Schüler leisten.
Die Festlichkeiten um Baba Marta hat Tatjana Yamaner, Koordinatorin des Fachbereiches, gemeinsam mit ihren Kollegen Ahmet Yılmaz und Jonas Voll organisiert und mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und umgesetzt. Ein Engagement, das sich gelohnt hat, zieht der buntgeschmückte Baum doch die Blicker aller auf sich, die auf dem Weg zur Bushaltestelle an ihm vorübergehen. Die kräftigen Farben der vom Wind umspielten Martenici trotzen den noch winterlichen Temperaturen und lassen auf vielen Gesichtern ein Lächeln erscheinen: der Frühling kommt.