An der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar wurde in den letzten Wochen im DaZ-Unterricht (Deutsch als Zweitsprache) ein neues Projekt zum Thema „Märchen aus aller Welt” ins Leben gerufen. In diesem Rahmen führten professionelle Schauspieler des TINKO-Kindertheaters Gießen am 14.11.2022 vor ca. 70 Schülerinnen und Schülern das Märchen „Froschkönig“ in der Aula der Schule auf.
Für die meisten internationalen Deutschlernenden, die u.a. aus Ländern wie der Ukraine, Afghanistan, Bulgarien und Somalia stammen und zwischen 11 und 15 Jahre alt sind, war es das erste Theatererlebnis ihres Lebens.
Die Schülerinnen und Schüler der CBES beschäftigen sich zurzeit im Landeskundeunterricht mit vereinfachten Texten aus der deutschen Kinderliteratur. Die Lehrerin Dr. Gabriela Marques-Schäfer leitet das Projekt. Die Lehrkraft ist überzeugt, der Kontakt zur deutschen Kinderliteratur und die erstmalige Theatererfahrung rege nicht nur den Spaß der Lernenden am Lesen und Lernen an. Vielmehr würden die Schülerinnen und Schüler auch ermutigt, andere Kulturangebote in deutscher Sprache wahrzunehmen. Dies fördere nicht nur ihre Sprachkompetenz, sondern auch ihre Integration in die Gesellschaft.
Darüber hinaus organisiert die Koordinatorin des DaZ-Bereiches der CBES Tatjana Yamaner im Rahmen des Projekts noch einen märchenhaften Abend für die Familien der Schülerinnen und Schüler, in dem sie Märchen aus ihren Herkunftsländern in unterschiedlichen Formen präsentieren werden. Zur Vorbereitung darauf werden die Lernenden an Workshops mit dem Team des Gießener TINKO-Theaters teilnehmen, Passagen ausgewählter Märchen inszenieren und Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung mit deutschen und internationalen Märchen im Unterricht präsentieren.
Die DaZ-Lehrerinnen hoffen, dass die internationalen Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen in Deutschland mit positiven Emotionen verbinden und eines Tages ihre Erinnerungen über ihre Schulzeit so beginnen: „Es war einmal… ein Märchenprojekt in meiner Schule in Deutschland…“
Dieses erstmalig an der CBES erprobte Workshop-Angebot wurde durch eine umfangreiche finanzielle Ausstattung aus dem Profilschulbudget der Schule finanziert. Seit diesem Jahr ist die CBES eine von zwei hessischen Referenzschulen im Bereich der Profilschulen Kulturelle Bildung in der Sparte Literatur. In enger Absprache mit dem Hessischen Kultusministerium werden hier wegweisende Projekte zur Sprach-, Lese- und Literaturförderung an der Schule verankert. Das märchenhafte Angebot für Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichten passt in besonderer Weise in die vom Schulleiter Keller stets propagierte Breitenwirkung des Lollarer Profilschulansatzes.