Berlin!
Die drei 10er des G-Zweigs sind zum Abschluss ihrer SEK I-Zeit gemeinsam nach Berlin gefahren.
Der Start war zwar Corona bedingt schon etwas holprig, so dass im Laufe der Fahrt vier Schüler und Schülerinnen die Fahrt nicht antreten konnten bzw. frühzeitig beenden mussten. Aber trotz aller pandemiebedingter Unwegsamkeiten, startete das Projekt „Abschlussfahrt“ am Montag in aller Frühe.
Erster Aktionspunkt war ein Nachmittagsspaziergang durch Berlins „Mitte“ – auf den Spuren der ehemaligen Mauer. Erste Eindrücke und Orientierungspunkte konnten so erlaufen werden, Endpunkt war der berühmte „Alex“ mit seinem Rundfunkturm, der zentrale Ort des alten Ost-Berlins.
Am Dienstag wurden die Eindrücke durch eine Stadtrundfahrt unter Leitung eines „echten Wossis“ vertieft. Hier gab es interessante Anekdoten und überraschende Fakten zur Stadt- als auch zur deutschen Geschichte.
Nach einer kurzen Pause war mit Hohenschönhausen die erste Begegnung mit dem Unrechtsstaat der DDR geboten. Hohenschönhausen war in der Zeit der DDR einer der zahlreichen Stasi-Gefängnisse in denen Systemgegner, Republikflüchtlinge und politisch Unliebsame inhaftiert, verhört und meist psychisch gefoltert wurden. Eine besondere Note bekamen die Führungen, durch den noch original erhaltenen Komplex staatlichen Unrechts, da sie von ehemalig Inhaftierten geleitet wurden. Sowohl die Gründe und Umstände der Verhaftung als auch die Erzählungen über die Haftbedingungen vermittelten einen sehr persönlichen Eindruck des Erlebens von fehlenden Freiheitsrechten und Rechtsstaatlichkeit in der DDR.
Mittwoch zeigte der Gang entlang des ehemaligen Todesstreifens an der Bernauer Straße noch einmal die Dimension, die die DDR errichtete, um ihre Bürgerinnen und Bürger im Land zu halten. Aber auch die Geschichten über Fluchttunnel und andere Fluchtversuche zeigten, wie stark der Leidensdruck für Viele in diesem Staat war, dass sie sogar lange Haftstrafen oder den Tod für ein Leben in Freiheit auf sich nahmen.
Eine kleinere Gruppe machte anschließend noch einen historischen Sprung in die Zeit von 1933-45 und besuchten die „Topographie des Terrors“. In der neuentwickelten Ausstellung auf dem Gelände des ehemaligen „Reichssicherheitshauptamtes“ von Himmler, konnte man mit einem Audioguide die Entwicklung der ausgrenzenden,rassistischen und menschenvernichtenden NS-Politik eindrücklich nacherleben.
Mit dem abendlichen Disco-Besuch wurde jedoch klar, Berlin ist nicht nur Historie, sondern auch eine Stadt zum Feiern.
Der Donnerstag stand dann ganz im Zeichen der Politik.
Start war ein fast zweistündiges Treffen mit unserem GI-Direktkandidaten im Bundestag – Felix Döring (SPD). Im ersten Teil schilderte der noch ganz frische Bundestagsabgeordnete die Erlebnisse rund um seine Wahl und die damit einhergehende Umstellung. Und wies immer wieder auf das Potential politischen Engagements hin, die Welt doch verändern zu können. Nach der Klärung einiger demokratischer und parlamentarischer Grundprinzipien, hatte die Gruppe noch Zeit Fragen zu stellen. Ob Arbeitsalltag, Einkommen, politische Hass-Figuren, Erfolge des 1.FC Bundestag oder Einladungen zur Ruttershäuser-Kirmes – alles war möglich.
Mit dem Besuch des Bundesrats erlebten die Schülerinnen und Schüler, einen kleinen Ausschnitt im Gesetzgebungsprozess mit Hilfe eines Planspiels. Hier zeigte sich die Rolle der Länderkammer im Zusammenspiel mit dem Bundestag. Verhandelt wurde „Führerschein ab 16“, ein Vorschlag der „amtierenden Bundesregierung“, zu der die 16 Bundesländer nun entsprechend ihrer Länderinteressen Veränderungsvorschläge einbringen konnten. Leider konnte sich keine wirklich tragfähige Mehrheit für einen Änderungsvorschlag durchsetzen. Hier zeigte sich also, Demokratie bedeutet Kompromisse: Wer auf seinem Minderheitenstandpunkt verharrt, sich nicht auf andere zubewegt, verliert.
Das gemeinsame Abendessen und die abschließende Multimedia-Show am Reichstagsufer zu „150 Jahre deutscher Parlamentsgeschichte“, bildete einen schönen und impressionsreichen Abschluss der Tage in der Bundeshauptstadt.