Der Scarabeus wird in unseren Breiten auch volkstümlich als Mistkäfer bezeichnet. Er ist aber nicht nur ein nützliches Tier, sondern ist im neuen, und war im alten Ägypten ein Glücksbringer, der oft auch heute noch, wie bei den Pharaonen, als Anhänger einer Kette oder eines Armbandes getragen wird. Uns LehrerInnen diente er als Namensgeber unserer jugendherberglichen Leitzentrale im Darsser Urwald, einem Naturschutzgebiet im äußersten Nordosten unseres Landes. Während der Studienfahrt an die Ostsee im Oktober 2021 war hier der Dreh- und Angelpunkt für unsere Exkursionen in die einzigartige und fantastische Natur.
Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön…, wenn man nur über die sieben Weltmeere, also in unserem Fall ins Ausland reisen dürfte, das war das beherrschende Diskussionsthema in den hessischen Klassen- und Lehrerzimmern noch im September 2021. Zumindest innerhalb Deutschlands wurden dann kurzfristig noch Fahrten durch einen Erlass des Kultusministers ermöglicht.
Endlich, nach vielen Versuchen eine Abschlussfahrt für die künftigen AbiturientInnen des Jahrgangs 13 zu organisieren, kam aus Wiesbaden ein positives Signal. Irrungen und Verwirrung durch widersprüchliche Aussagen waren dem Signal vorausgegangen. Eine Last – Minute – Planung und Buchung sorgte dann für Gewissheit, ja, wir haben es geschafft. Am 4. Oktober fuhren wir los… Nachtschwimmen zur Ankunft und erster Kontakt mit dem Meer. Kühl! Aber das musste sein!
Nicht nur die Unterwasserwelt im Stralsunder OZEANEUM faszinierte uns, sondern auch das historische Stadtbild der einst so reichen Hansestadt.
So ein Tag, so wunderschön, wie heute… schallte es durch den Darßer Urwald. Die Kombination aus Sonne und Meer scheint allgemein die Ausschüttung von Glückshormonen bei Menschen auszulösen, so auch bei uns.
Am sonnigen Mittwoch waren wir früh morgens zu einer Fahrradtour vom Wald in Ibenhorst zum Bodden und vom Ahrenshooper Hafen in Althagen, zum Meer, später zum Strandübergang 5 bei den „Drei Eichen“, dem Drehkreuz für Wanderer und Naturfreunde mitten im Darßer Urwald gestartet.
Ohne Hilfsmotor, mit jeweils einer antiken Drei-Gang-Torpedo-Schaltung, verbogenen Schutzblechen und einer eher spartanischen Ausstattung, aber mit einer modernen Klingel, war die Fahrt wohl eher ein Abenteuer, das mit vielen Pausen, aber mit schönen neuen Natureindrücken garniert wurde.
„Der Bodden ist sooo schön, meinte Emine, viel beschaulicher und ruhiger als die See“. Und – die knisternden Geräusche des sich im Wind wiegenden Schilfs begleiteten uns dann bis zum Ahrenshooper Hafen.
Pause!
Zwei für die Boddenschifffahrt so typischen, braunen Zeesenboote liegen am Kai. Es gibt nur noch etwa 180 dieser alten Fischerboote rund um den Bodden, deren Entwicklung und Bau sich auf eine spezielle Art des Fischens zurückführen lässt. Im Sommer finden sogar Rennen mit diesen Booten statt, die einen nur sehr geringen Tiefgang besitzen. Uns boten sie lediglich die Kulisse für unsere Erinnerungsfotos im Althäger Hafen.
„Unser Land ist wirklich schön, meinte Margarita zu Anastasija, es gibt so viele romantische Orte an der Ostsee, die mich an Caspar David Friedrich erinnern“.
Genau!
Hier lebte vor etwa 200 Jahren der deutsche Romantiker, heiratete und gründete eine Familie, malte seine berühmtesten Bilder und hinterließ uns damit einen Eindruck von der berauschenden Natur. Viele Durchstiche am Bodden erinnern auch heute noch an Motive des Künstlers, die häufig nur einen Mast eines Segelboots markieren und ansonsten mit Schilf, Wasser und Wald die Natur an der Ostseeküste kennzeichnen.
Großvater von Janne Wermter
Es ließ uns einfach keine Ruhe mehr. Jannes Großvater hatte einst in den 80er Jahren ein Aquarell vom Leuchtturm am Darßer Ort gemalt und wir wollten den Standort suchen, den er beim Malen gewählt hatte. War er wirklich vor Ort oder hat er das Motiv „nur“ von einer Postkarte „abgemalt“?
Wir kamen zu dem Schluss, dass er am Leuchtturm gewesen sein muss, weil er häufig auf Rügen, Hiddensee und auf dem Darß weilte und dort auch malte.
Eine kleine Expedition zum Darsser Ort und zum Leuchtturm trauten sich dann aber nur ein paar Wenige zu. Die Tour ist auf der einfachen Strecke etwa 6,5 km lang und sie führt direkt am Strand entlang.
Wildromantisch!
Die Bäume wachsen fast bis zum Meer.
Silke Held wollte mit der Gruppe das Rätsel um das Aquarell lösen, das sich im Fundus von Familie Wermter befindet. Eine außergewöhnliche Entdeckung, malte doch der Großvater von Janne das Motiv genauso, wie es die Gruppe heute im Jahr 2021 vorfand.
Cuba Libre
Warnemünde lässt sich bequem mit der Kurzfähre von der Hohen Düne aus erreichen und bis zum Havanna-Club in „Cuba“ war es auch nicht weit……
Gutes cubanisches Essen und ein Ambiente, das an den Freiheitskämpfer Che erinnern soll, bildete den Rahmen für den Ausflug nach Rostock und Warnemünde.
Die 70er lassen grüßen.
Das Hotel Neptun, berühmt berüchtigt aus Filmen über Spione und heimliche Treffen von Vertretern aus Ost und West, auch während der Zeit des „Eisernen Vorhangs“, der alte Leuchtturm und dem Teekessel an der Promenade, die kleinen Clubs und Restaurants, die Fischbuden und der AIDA-Port, alles haben wir im Zeitraffer aufgesogen und gespeichert. Erst spät in der Nacht wartete die Fähre auf uns und brachte uns wieder zur Hohen Düne.
Draufgänger, Abenteurer, Mutige? Eine Gruppe wagte die Tour über Lichtenhagen in die Kernstadt von Rostock. „Stahlharte Typen“, mit Mehmet Krasnici als Leitwolf, die nur ein Ziel hatten – das Iphone 13 – die Rückkehr nach Warnemünde schien ungewiss, die Badehosen und Schwimmflügel blieben im Koffer, aber die Eindrücke von einer nach der Wende komplett sanierten Stadt im Strukturwandel war schon beeindruckend, so die einhellige Meinung der Abenteurer.
Der Solidaritätsbeitrag. Eine Erfolgsgeschichte!
Für Koray begann übrigens ein neues Leben – in rot – und er liebt sein neues Handy….
Kopenhagen wir kommen……..
Die Studienfahrt zum Abschluss der Schullaufbahn war trotz der widrigen Umstände im Vorfeld kurzweilig und spannend. Weder die ibenhorster Mücken noch die nachts auftauchenden Wildschweine und Füchse konnten die „Lollarer Abordnung“ übermäßig beeindrucken. Rauf auf die Mülltonne und um Hilfe rufen, das hat schon immer zum Erfolg geführt…..
Und der Gewinner der Goldmedaille ist das Team…..
Michael Kühn Oktober 2021