24.9.2021: Exakt um 20:02 Uhr macht die MS Lollar die Leinen los. Ihr Ziel: Die „Tödliche See“ von Sabine Weiß, die sich auf dem literarischen Versorgungsschiff mit ihrem Kriminalroman unter die Gäste mischt und liest. Sie habe sich schon immer für das Freizeittauchen, aber auch das militärische Tauchen interessiert, so erklärt die Autorin, als sie sich mit den Zuhörer-innen der Dekompressionskammer nähert und den Tatort, eine Off-Shore-Windanlage, 80 km vor Sylt gelegen, kriminalistisch auseinandernimmt. Weiß wählt diesen fulminanten Ort, weit draußen auf dem Meer, ganz bewusst. Das Setting habe sie fasziniert, räumt sie ein und denkt dabei an Agatha Christie, denn auch in „Tödliche See“ stehen alle Beteiligten gleichermaßen unter Verdacht, etwas mit dem Tod des Opfers zu tun zu haben. Selbstmord oder Unfall sind ausgeschlossen. Die Abgeschiedenheit der Versorgungsplattform, die räumliche Enge und die Tatsache, dass es sich hierbei um maritimes Sperrgebiet handele, habe sie darüber hinaus beim Schreiben inspiriert. Alles in allem also die besten Voraussetzungen für eine spannende Erzählung.
Weiß liebt die Recherche, so ist ihren wachen Augen zu entnehmen. Deshalb bedauert sie es auch, dass sie im Rahmen ihrer umfangreichen Studien zum Roman keinen Off-Shore-Park besichtigen konnte. Die Sicherheitsstandards seien viel zu hoch, sagt die studierte Germanistin und Historikerin, als dass eine außenstehende Person die Hochsicherheitszone betreten dürfe.
Die Insel Sylt habe die 53-Jährige bereits als Kind kennen gelernt, sie dann später immer wieder besucht und die Lokalität schließlich für ihre Krimis um die Ermittlerin Liv Lammers als Schauplatz gewählt. Weiß liest temporeich, dynamisch, erzählt von der Mörderkuhle auf Sylt, von blutigen Dünen, Leuchttürmen, dem sozialen Gefälle auf der Insel, welches sie für ihre Romanserie braucht. Dazwischen wirft sie Nordseekulisse an die Leinwand, Impressionen, Strandszenen, Möwen, das Meer, alles Fotomaterial, das bei den Arbeiten zu ihren Romanen entstehe und von ihrem Ehemann, selbst Fotograf, stamme. Als die MS Lollar am Ende nach 100 Minuten tosender See wieder in den sicheren Hafen der Mediothek einfährt und am Kai der Kultur festmacht, herrscht bei den Zuhörerinnen und Zuhörern die einhellige Meinung vor: die Reise mit Sabine Weiß hat sich gelohnt. Und wer der sympathischen Hamburgerin einmal als Autorin von historischen Romanen begegnen möchte, der hat schon bald Gelegenheit dazu. Für November hat der Lübbe Verlag „Gold und Ehre“ angekündigt.