Beitrag vom 30. Juni 2021
Liebe Schulgemeinde,
Mitte Juni kam es an unserer Schule zu einer verabscheuungswürdigen Straftat. Unbekannte haben eine an der Außenwand des Sekretariats hängende Pride-Flag („Regenbogenfahne“) erst von der Wand heruntergeholt und anschließend angezündet. Diese Fahne wurde mit Zustimmung der Schulleitung von Mitgliedern der SV als Ausdruck von Offenheit und Toleranz aufgehängt. In diesem Zusammenhang wurden auch Plakate der UNESCO-AG mit Informationsmaterial rund um LGBTQIA+ – Themen von Mitgliedern unserer Schulgemeinde zerstört.
Die überwältigende Mehrheit unserer Schulgemeinde verabscheut diese aggressiven Zeichen der Intoleranz gegenüber einer diversen und bunten Gesellschaft. Wir sind schockiert, dass auf unserem Schulhof eine Fahne, die für Offenheit, gegenseitige Akzeptanz und Frieden steht, verbrannt wurde. Verbrennungen von Fahnen, Büchern oder Informationsmaterial gehören üblicherweise zum Vorgehen von Diktaturen und hasserfüllten Fanatiker*innen. Sie gehören nicht auf unseren Schulhof!
Wir verurteilen diese Straftaten!
Wir stehen an der Clemens-Brentano-Europaschule Lollar als UNESCO-Schule und „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ seit Jahren für Vielfalt, Diversität, Toleranz und Akzeptanz ein. Wir distanzieren uns von jeglicher Feindseligkeit, die in irgendeiner Weise an unserer Schule oder an anderen Orten praktiziert wird. Jede und jeder von uns sollte wissen, dass wir als Schulgemeinde Verantwortung für unsere gemeinsame Zukunft übernehmen wollen und müssen.
Allen an der Schule sollte bewusst sein, dass sie willkommen sind. Für uns sind Herkunft, Geschlecht oder Sexualität keine Kategorien, nach denen wir Menschen bewerten. Die Türen der CBES Lollar sind für alle geöffnet, was vor allem nach einer solchen Tat jedem und jeder ins Gedächtnis gerufen werden muss.
Den Gegnern dieser Werte bieten wir das Gespräch, die diskursive Auseinandersetzung an. Dies fordert von allen Beteiligten Mut – mehr Mut jedenfalls als im Schutze der Dunkelheit seine Engstirnigkeit mit einer heimlichen Flaggenverbrennung zu dokumentieren.
Uns reicht es aber nicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen! Jeder und jede von uns sollte sich hinterfragen, inwieweit wir selbst aktiv für Toleranz und Vielfalt einstehen.
Was tun wir, um für eine queerfreundlichere Atmosphäre an unserer Schule beizutragen? Wie oft muss man auf dem Schulhof oder im Klassenraum Wörter wie “schwul”, “lesbisch” oder “transsexuell” in abwertenden Zusammenhängen oder als Beleidigung hören.
Das ist ein verletzendes Verhalten! Hört auf damit!
Diese Wörter haben eine eigene, klare Bedeutung, die keinesfalls negativ ist. Häufig sind solche Aussagen von Unwissenheit geprägt. Deshalb plant die SV gemeinsam mit der UNESCO – AG Informationsveranstaltungen, in der die Buntheit und Diversität unserer Gesellschaft im Zentrum stehen sollen. Im Rahmen dieser Informationskampagne soll auch über LGBTQIA+- Themen informiert werden. SV-Stunden und der PoWi-Unterricht sind gute Möglichkeiten, um in euren Klassen und Kursen über Diversität zu sprechen.
Vielfalt und Offenheit sind Werte, für die zu kämpfen, es sich lohnt.
Wir möchten mit dieser Stellungnahme unsere Solidarität mit der LGBTQIA+- Community zum Ausdruck bringen. Ein Blick in einige osteuropäische Länder zeigt, wie schnell es vorbei sein kann mit Offenheit und Freiheit und wie zügig Engstirnigkeit und Intoleranz eine Gesellschaft vergiften können.
Für die SV
Mika Leon Belchhaus, Schulsprecher
Für die UNESO – AG
Dominique Amend
Für die Schulleitung
Andrej Keller, Schulleiter