Europawettbewerb EU – and YOU?! 2020 – 2021
Leistungskurs 12
Clemens-Brentano-Europaschule
Modul 4-3 Smart City – Smart Village
Arbeitsthema: Neue Formen der Mobilität, des Wohnens und der Kommunikation verändern unseren Lebensraum rasant. Natur und menschliche Gestaltung gehen Verbindungen ein. Digitalisierung und Nachhaltigkeit verändern den europäischen Lebensstil. Gestalten Sie ihre Vision.
Smarties at Home
Nina Hagen propagierte 1978 in ihrem Lied „Ich glotz TV“ die schöne neue Medienwelt in der man sich für Nichts entscheiden kann, weil alles so schön bunt ist. Was seinerzeit als satirisch-ironischer Seitenhieb gegen die Trivialisierung der Medien, den Massenkonsum und den Kapitalismus verstanden werden konnte, ist heute Realität. RedakteurInnen von ‚Schmierblättern“ und der „Klatschpresse“ nennen ihre Arbeit Qualitätsjournalismus, Privatsender, die nur eine wesentliche Zielrichtung haben – Werbung zu lancieren um Produkte zu vermarkten suggerieren uns, sie würden die Zuschauer unabhängig über Wesentliches berichten. Sie können aber wegen ihrer Abhängigkeit von der Werbewirtschaft nicht objektiv sein und ausgewogen informieren. Für diese „JournalistInnen“ – und leider nicht nur für die im privaten Mediensektor – ist eine Nachricht zur Ware verkommen. Also dient auch die Nachricht nur einem marktorientierten Ziel, nämlich der Gewinnmaximierung durch einen erhöhten Aufmerksamkeitspegel oder einer entsprechenden Einschaltquote. Es findet ein ständiges „bewerten“ und „messen“ statt. Algorithmen entscheiden dann letztendlich, was wir an Informationen oder Unterhaltung „vorgesetzt“ bekommen. Keinen dieser „JournalistInnen“ erreicht man mehr mit dem ethisch geforderten Habitus eines/einer guten Journalisten(in). „Mache dich nie mit einer Sache gemein, auch nicht mit einer guten“, sagte einmal Joachim Friedrichs. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Aber nun zurück zur „neuen“ Medienwelt Nina Hagens. Aktuell würde der Text ihres Liedes wohl noch weitere Dinge aufgreifen, die kritisch betrachtet werden könnten, denn Influencer, Youtuber, Podcaster, Blogger oder Social Media Redaktuere sind eben meist keine gelernten JournalistInnen, sondern Soloselbständige, die Geld verdienen wollen.
Die SchülerInnen des LK Kunst 12 haben sich im Modul 4.3 des diesjährigen Europäischen Wettbewerbs „Digital EU – and YOU?!“ mit den digitalen Medien auseinandergesetzt. Wir haben unser Projekt ebenfalls aus einer satirisch-ironischen Perspektive heraus gesehen.
Diskussionen über neue Formen von Mobilität gibt es seit Menschen auf diesem Planeten leben. Immer wieder wurde über neue, Zeit einsparende, individuellere Varianten der Fortbewegung und Informationsverbreitung nachgedacht und durch den Erfindergeist der Menschen umgesetzt. Wichtige Aspekte sind daher immer auch der Transport von Waren und Dienstleistungen, die naturgemäß mit Fahrzeugen erfolgt(e). Aber auch der Weg zu anderen Planeten scheint aktuell eine große Anziehungskraft zu entfalten und die Menschen zu neuen Ideen anzuregen, wobei gleichzeitig andere wieder die alte Seidenstraße aktivieren.
Der Bevölkerungsdruck ist vor allem im Wohnbereich spürbar. Immer größer werden die Städte, sie wachsen zu Metropolen, Agglomerationen, zu „unregierbaren“ Gebilden heran, in denen Wolkenkratzer die Landschaft beherrschen und nicht mehr Ein- Zwei- oder Mehrfamilienhäuser. Grund und Boden werden immer knapper, also teurer, und sie werden „gnadenlos“ genutzt. Eine Weltbevölkerung von 11 Milliarden Menschen ist keine Utopie mehr, die Marke wird wahrscheinlich schon 2050 überschritten.
Die Kommunikation ist digital und so schnell, wie sie noch niemals war. Informationen können in immer kürzerer Zeit weitergegeben werden. Das verändert nicht nur die allgemeine Kommunikation, sondern auch die zwischenmenschliche und die Arbeitswelt. Unser Lebensraum verändert sich immer schneller.
Unter dem Stichwort KI verbirgt sich eine Form von neuer, künstlicher Intelligenz. Sie wird die Arbeitswelt extrem verändern und den Menschen zur „Maschine“ werden lassen….
Um überhaupt eine Mitgestaltungsmöglichkeit zu haben, müssen wir Europäer diese neue Herausforderung der Menschheit mitgestalten und dürfen nicht nur Zaungäste sein. Wichtig scheint unseres Erachtens aber auch eine politisch-gesellschaftliche Kontrolle des Machbaren zu sein (Stichworte: Gentechnik, Rationalisierung, Bedingungsloses Grundeinkommen, Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, medizinischer Fortschritt…).
Mit unserem Titel „Smarties at Home“ wollten wir ironisch-satirisch die Thematik des Moduls 4-3 aufgreifen und Linien aufzeigen, die man schon überschritten hat oder gerade überschreiten möchte. Smart ist ein Synonym für „Überwachung“ geworden. Den größten Nutzen aus den „abgegriffenen“ Daten und Informationen ziehen Wirtschaft und Staat. Vieles davon ist nicht unbedingt im Interesse der Menschheit, sondern bedient Partikularinteressen, meist in Gestalt der großen wirtschaftlichen Monopolisten.
Unsere Vision ist deshalb auch oft düster, aber nicht defätistisch. Wir möchten gerne mitgestalten und Erfahrungen mit einbringen und etwas zum Guten verändern. Schauen Sie sich die Ergebnisse in der Clemens-Brentano-Europaschule in unserem Haus A im „Second Floor“ an und Sie werden sehen, Europa besitzt kluge junge Menschen, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen möchten…….
Dieses Jahr muss die Prämierung der besten Landes- und Bundespreise des 68. europäischen Wettbewerbs wieder dezentral erfolgen, weil es pandemiebedingt keine größeren Veranstaltungen geben wird. Nicht zuletzt deshalb hat der Direktor der CBES Herr Andrej Keller die SchülerInnen mit ihren ausgewählten Arbeiten für Ende Juni 2021 zur Übergabe der Preise in die Neue Aula der Clemens-Brentano-Europaschule eingeladen. „Wir können den digitalen Fortschritt nicht aufhalten, aber müssen ihn mitgestalten. Dies ist eine allgemein gesellschaftliche Aufgabe, die auch von Lehrkräften und SchülerInnen gemeinsam mitgetragen werden sollte. Positive Auswirkungen müssen gestärkt, negative hinterfragt und gegebenenfalls revidiert werden. So wird es zum Beispiel medizinische Innovationen und verbesserte pharmazeutische Produkte nur noch geben, wenn wir uns neuen Methoden nicht verschließen“, meinte Andrej Keller im Vorfeld der Preisverleihung. Weiterhin führte er aus, dass in der Pandemie alle bewiesen hätten, dass es geht, auch dann, wenn man Probleme und Schwierigkeiten überwinden musste.
Wir dürfen uns aber nicht das Handeln aus der Hand nehmen lassen und müssen sehen, dass unsere Freiheit durch die Eingriffe in unsere Privatsphäre nicht verletzt wird. George Orwell ist in meiner Generation noch präsent und fordert uns aktuell auch zur Wachsamkeit auf, ergänzte Michael Kühn.
Unter den bundesweit 42813 eingereichten Arbeiten aus 841 Schulen haben Ileyda Bingöl, Lara Gleiß und Emine Narmann jeweils einen Anerkennungspreis sowie Margarita Olenberg und Anastasija Miladinovic beide einen Landes- und Margarita Olenberg zusätzlich einen Bundespreis errungen. Der Bundespreis für Margarita Olenberg ist einer von 550 und etwas Besonderes für die Clemens-Brentano-Europaschule, denn erneut hat eine Schülerin unserer Schule nach 2020 einen Bundespreis erhalten. Margarita hatte sich in ihrem Bild mit der Alexa 400 und der Werbung für diesen smarten „Haushaltsspion“ beschäftigt.
Weiterhin wurde die Arbeit von Anastaija Miladinovic mit einem Landespreis gewürdigt. Sie hatte sich mit der „totalen Überwachung“ durch smarte, digitale Medien auseinandergesetzt.
Die Bundesjury war allgemein der Auffassung, dass die eingereichten Arbeiten insgesamt eine differenzierte Meinungsbildung der SchülerInnen widerspiegeln und sowohl kritische als auch positive Aspekte der Digitalisierung aufgreifen und reflektieren. Besonders gelobt wurden die (selbst)kritischen Bilder der etwas älteren Jahrgänge zum Umgang mit und der Abhängigkeit von den sozialen Medien. „Es entstanden futuristische Szenarien einer digitalisierten Zukunft, in der Mensch und künstliche Intelligenz in Konkurrenz treten. Die Arbeiten der Jugendlichen spiegeln die Ambivalenz dieser Entwicklung zwischen technologischem Fortschritt, Überwachung und ethischen Konflikten (wider)“. Viele SchülerInnen hatten auch die ökologischen Auswirkungen des digitalen Fortschritts im Blick und untersuchten unser Kaufverhalten über den Onlinehandel und den daraus entstehenden Verpackungsmüll.
Information der Initiatoren des 68. Europäischen Wettbewerbs:
In den kommenden Wochen veröffentlichen wir Arbeiten von Schülerinnen und Schülern auf unserer Website, auf Instagram und Youtube. Wir zeigen hunderte Bilder, Texte, Videos und Songs, die im Rahmen des 68. Europäischen Wettbewerbs entstanden sind. Das Material kann mit Bezug zum Europäischen Wettbewerb genutzt werden. Gerne stellen wir Ihnen spezifisches Material zusammen!
Im Sommer finden üblicherweise in ganz Deutschland über 80 Preisverleihungen statt, häufig übergeben Ministerinnen, Staatssekretäre, Landtagspräsidentinnen oder Bürgermeister die Preise. In diesem Jahr allerdings gilt erneut: Gesundheit geht vor! Erst wenn größere Zusammenkünfte wieder ohne Risiko möglich sind, können die Preise persönlich übergeben werden.
Leistungskurs Kunst 12 II und Michael Kühn
Titel: “Supersmart – Überwachung total” von Anastasija Miladinovic 2021 Landespreis
Bilderklärung:
Aktuell ist das Internet samt der „sozialen“ Medien nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Meistens stellen wir persönliche Beiträge über ein mobiles Endgerät ein und haben dabei das Gefühl, wir tun das unter Freunden. Dabei vergessen wir, dass soziale Medien und digitale Überwachung nicht mehr voneinander zu trennen sind. Mit jeder Onlineaktivität machen wir Massen von Daten leicht zugänglich. Sicherlich mag es Einstellungen geben, die einen gewissen Datenschutz ermöglichen, jedoch stellt das vor allem für (aufstrebende) Influenzer einen Nachteil dar, da es sich negativ auf ihre digitale Reichweite auswirken könnte. Und so verdrängen viele die bedrohliche Seite von Social Media und stellen intime Daten freiwillig ins Netz, um an höhere Like- und Abonnentenzahlen zu gelangen. Vor allem die jüngeren Generationen wandeln sich so zu einer gläsernen Online-Community, die Hackern und Überwachungsdiensten freiwillig eine breite Angriffsfläche bieten.
Titel: „…ich vergesse nichts“ von Margarita Olenberg 2021 Landes- und Bundespreis
Bilderklärung:
Scheinbar kann man in keinem Haushalt mehr auf „Alexa“ verzichten. Ohne die Informationen, die vermeintlich effizient und intelligent an die/den Nutzer*in weitergegeben werden, ist ein strukturierter Arbeitsablauf im Haus laut der Produzenten von Alexa nicht mehr möglich. Durch Alexa wird die „neue“ Hausfrau kreiert, die schlau ist, wenn sie das Medien nutzt, da auch das Haus selbst „überwacht“ wird und so angeblich einen umfassenden Schutz bietet.