Liebe Schulgemeinde,
Ende Januar erhielt unsere Schule über das Staatliche Schulamt Gießen die Aufforderung eine Stellungnahme zu einer Beschwerde zu verfassen. Diese Beschwerde gegen unsere Schule bezog sich auf die Vorbereitung zum Abitur des aktuellen Jahrgangs 13. Laut Hessischen Kultusministeriums hätten angehende Abiturientinnen und Abiturienten sich in fundamentaler Weise über ihre Abschlussvorbereitung beschwert.
Der Oberstufenleiter Herr Saul und ich haben in einem langen Antwortschreiben die vorgebrachten Vorwürfe – nach unserer Ansicht – voll umfänglich entkräften konnte.
Uns ist nicht bekannt, wer diese Beschwerde eingebracht hat und was der Hintergrund für diese Einlassungen ist. Wir wissen nur, dass neben uns auch die Theo-Koch-Schule in Grünberg sowie die Ricarda-Huch-Schule in Gießen mit denselben Vorwürfen konfrontiert wurden. Alle drei Schulleiter stehen wegen dieser Angelegenheit miteinander in Kontakt.
Konkret wurde der CBES für den Unterricht in der Jahrgangsstufe 13 vorgeworfen
- der Unterricht fände seit 10 Monaten nur phasenweise statt, Online-Unterricht gebe es kaum,
- Aufgaben seien alleine auszuführen, sie würden weder korrigiert noch besprochen,
- Schülerinnen und Schüler hätten monatelang trotz Nachfragen von Schülerseite keine Aufgaben von einzelnen Lehrkräften erhalten,
- viele Lehrkräfte können nicht adäquat mit Iserv umgehen und so würden die Schülerinnen und Schüler nicht über Iserv mit Aufgaben versorgt,
- deshalb bestünde für das Abitur eine massive Chancenungleichheit.
Die Schulleitung wertet diese Aussagen als einen nicht belegbaren Frontalangriff auf die Leistungen der gesamten Schulgemeinde. Unsere Verwunderung über diese Kritik ist auch deshalb so groß, weil mit Ausnahme der 5er und 6err keine Jahrgangsstufe so viel Unterricht in Präsenzform erhalten hat wie unser diesjähriger Abiturjahrgang. Konkret in Zahlen ausgedrückt: Seit der Schulöffnung im April 2020 hat die Jahrgangsstufe 13 mehr als 87 Prozent ihrer Schulzeit in Form von Präsenzunterricht erhalten.
Wir sind natürlich auf die Verbindungslehrer sowie die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 zugegangen, um über mögliche Missstände als auch Form und Inhalt des Beschwerdeschreibens zu sprechen. Allerdings konnte sich kein Schüler und keine Schülerin aus der Jahrgangsstufe 13 einen Reim auf die vorgebrachte Kritik machen. Keiner wusste überhaupt von einem solchen Schreiben. Wir stießen bei unseren Recherchen auf viel Empörung und Unverständnis auf Seiten der Schülerinnen und Schüler.
Einige Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 haben daraufhin die Idee entwickelt, einen offenen Brief an das Kultusministerium und das Schulamt zu verfassen (s.u.). Wir sind – und das ist mir wirklich wichtig – als Schulleitung an diesem Vorhaben zu keinem Zeitpunkt beteiligt gewesen. Wir sind aber als Schulleitung über den Inhalt des Schreibens wie auch über die hier zutage tretende Zivilcourage der Schülerinnen und Schüler sehr erfreut. Nach Rückfrage haben die Verfasser uns die Erlaubnis gegeben, ihren Brief an die Bildungsverwaltung auf der Homepage zu veröffentlichen.
In der Hoffnung, dass die Schule in Zukunft von anonymen Beschwerdeschreiben verschont bleibt und unsere Abiturienten und Abiturientinnen ihren bisher guten und sehr erfolgreichen Weg zum Abitur weitergehen, verbleibe ich mit den besten Grüßen!
Bleiben Sie gesund!
Andrej Keller, Schulleiter
Offener Brief an das Kultusministerium und das Schulamt
Sehr geehrte Damen und Herren,
es war uns ein besonderes Anliegen, Ihnen einige Informationen aus Schülersicht, den Umgang unserer Schule mit der aktuellen Corona- Situation betreffend, zukommen zu lassen.
Uns ist zu Ohren gekommen, dass sich Mitschüler an Sie gewandt haben, um Sie von der Situation an unserer Schule zu unterrichten. Jedoch sind wir der Meinung, dass diese Darstellung einer Objektivierung bedarf.
Wir, Schüler*innen der Jahrgangsstufe 13 der Clemens- Brentano- Europaschule in Lollar, können uns mit diesen fast schon an Verleumdung grenzenden Vorwürfen nicht identifizieren.
Verfahren und Vorgänge kritisch zu hinterfragen, Missstände anzusprechen um so gemeinsam an befriedigenden Lösungen zu arbeiten ist auch aus unserer Sicht äußerst wünschenswert. Unser Eindruck ist, dass unsere Lehrer uns in diesem Prozess meist unterstützen und bestrebt sind, uns genau diese Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben.
Allerdings müssen Vorwürfe vor allem eines haben: Berechtigung.
Uns ist vermutlich wie kaum einem anderen Jahrgang bewusst, dass es in dieser Zeit viele Gründe zur Sorge gibt. Viele davon sind außerschulisch zu verorten, ihre Aufzählung würde den Rahmen sprengen zumal sie uns allen bekannt sein sollten.
Wir verstehen auch die Ängste, einen vergleichbaren Schulabschluss betreffend. Diese teilen wir mit vielen weiteren Jahrgängen.
Auch glauben wir, dass so etwas wie Vergleichbarkeit in diesen Zeiten etwas geradezu Utopisches darstellt. Wir haben oft erleben müssen, dass Kontinuität, Planung und Verlässlichkeit momentan nicht möglich zu sein scheinen. Der Grund dafür ist aber nicht auf schulinterner Ebene zu suchen.
Im Hinblick auf unser Abitur herrscht ebenfalls Ungewissheit, die auch von unseren Lehrern nicht restlos ausgeräumt werden kann, so sehr sie sich darum bemühen.
Ja, es gab Zeiten staatlich und von Seiten des Schulamts beschlossener Schulschließungen. Ja, gerade die erste Schließung während des Lockdowns im Frühjahr war für alle Beteiligten eine ungewohnte Situation. Es wurden Fehler gemacht aber viel wichtiger, es wurde aus ihnen gelernt. Mittels Umfragen wurden Schwachstellen lokalisiert und behoben.
Videokonferenzen wurden zur Normalität, alternative, teils kreative Unterrichtskonzepte etabliert.
Natürlich, nicht für jede Aufgabe erhielt man eine personalisierte Rückmeldung und auch die Einschätzung der Bearbeitungszeit war nicht immer optimal.
Doch dem entgegen steht die überwältigende Mehrheit von uns, die mit qualitativ adäquaten und sinnvollen Aufgaben versorgt wurde. Viele Lehrer hielten Rücksprache mit uns und erkundigten sich regelmäßig nach unserem Lernstand, um uns bestmöglich zu versorgen.
Zudem hatten wir Schüler der CBES einen entscheidenden Vorteil gegenüber manch anderer Schule: wir waren mit IServ bereits seit einiger Zeit als schulische Kommunikationsplattform vertraut und auch diverse Microsoft Office- Anwendungen waren und sind uns zugänglich.
Bis auf eben genannte Zeiten der Schulschließung wurde uns zudem immer Präsenzunterricht ermöglicht.
Wir wollen kein realitätsfremdes Idealbild unserer Situation zeichnen. Wir sind uns bewusst, dass unsere Abiturvorbereitung situationsbedingt nicht ideal war und ist. Allerdings sehen wir die Schuld für diese Tatsache nicht bei unseren Lehrern sowie unserer Oberstufen- und Schulleitung. Vielmehr ist sie einer Situation allgemeiner, über den schulischen Rahmen hinaus gehender Unsicherheit und Orientierungslosigkeit auf Grund mangelnder Erfahrungswerte geschuldet. Es wäre anmaßend, jemandem die Verantwortung für diesen Zustand zuzuschieben, daher liegt es uns fern, dies zu tun.
Mit einer neu gewonnen und von uns geforderten Selbstständigkeit streben wir jetzt unser Abitur an und legen alles daran, dass wir es trotz Pandemie erfolgreich absolvieren.
Corona hat uns Steine in den Weg gelegt. Allerdings haben uns unsere Lehrer nach Kräften unterstützt, diese mit uns gemeinsam aus dem Weg zu räumen.
Mit freundlichen Grüßen
Mika Belchhaus (Schulsprecher) und Emilie Hanstein
Im Namen von:
Vivian Lutz
Julia Karger
Nina Lückemann
Stella Strauch
Max Winterhoff
Jennifer Koop
Christian Steiß
Elena Goebel
Gülsah Özdemi
Kilian Mandler
Alina Soyak
Felix Schulze
Tim Schreinert
Niclas Preis
Lukas Wilke
Janis Sitte
Thomas Grassl
Hanin Hjazia
Mustafa Özdemir
Ronja Rettich
Alexandra Becker
Mia Luczak
Niklas Walther
Germann Grünwald
Yannick Hahn
Gebbo Yumusak
Sinan Bulduk
Tristan Flippo
Laura Adornato
Sven Obermajer
Dustin Kaczor
Max Kramolisch
Elife Koc
Gideon Pfaff
Cedric Reinl
Timon Hofmann
Nils Lux
Henrik Sturtz
Rebekka Halt
Christoph Roggenbruck
Kübra Firat
Sven Müller
Moritz Heibertshausen