Wer dachte, eine Sachbuchlesung müsste notgedrungen langweilig und trocken sein, der wurde bitter enttäuscht. Bereits nach den ersten Worten des aus Radio und Fernsehen bekannten Medienstars Denis Scheck war klar, dieser Abend würde sich tief ins kollektive Gedächtnis der Anwesenden schreiben. Der unangefochtene Magier der Literaturkritik hatte zum Vortrag geladen und sie waren gekommen – 150 Literaturbesessene aus nah und fern. In für ihn charakteristischer und unnachahmlicher Art sprach Deutschlands unterhaltsamster Literaturkritiker über seinen Kanon der 100 wichtigsten Werke der Weltliteratur. Dazwischen plauderte er vergnüglich aus dem verborgenen Zauberkästchen, über Skurriles und Groteskes aus dem Literaturbetrieb, über Begebenheiten mit Umberto Eco oder J.K. Rowling, über seine Begeisterung für Jane Austen oder die für ihn missverstandenen Tagebücher Franz Kafkas.
Scheck beherrscht wie kein anderer das exaltierte Metier des Buchkritikers, so auch an jenem Abend in der gefüllten Aula der CBES. Pointiert-scharfzüngig und eloquent fällte er sein Urteil über Triviales und Erbauliches, über Protoliterarisches und Unnützes. Er machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber unsäglichen Veröffentlichungen von verschiedenen Autorinnen und Autoren aus dem Bestseller-Bereich. Sein literaturkritischer Kompass – so wurde deutlich – schlägt nur positiv aus, wenn ein literarisches Werk für den geneigten Leser eine veränderte Perspektive auf die Welt und das Leben an sich eröffnet – eine in der Tat nicht uninteressante Betrachtung von Literatur. Das fanden auch die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich anschließend in die Menschenschlange vor dem Bücher- und Autogrammtisch einreihten und den Abend bei einem Umtrunk inklusive raffiniertem Fingerfood ausklingen ließen.