Unkompliziert, charmant und selbstbewusst, so betrat Veronika Peters die intime Kulturbühne der Lit Lollar am 19. Oktober 2019. Erfüllt von den vielen Eindrücken und Gesprächen bei der Frankfurter Buchmesse, erlebte das Publikum eine in absoluter Leselaune befindliche Autorin. Peters, in Berlin ansässig, ursprünglich in Gießen geboren, gestand dem Moderator Thomas Zwerina am Rand der Veranstaltung, dass sie selbst einmal Radiosprecherin werden wollte. Und so genoss die langjährige Schriftstellerin es sichtlich, aus ihrem neuesten Roman „Die Dame hinter dem Vorhang“ vorzulesen, sich über ihre Charaktere auszulassen und etwas über die Entstehung des Romans zu verraten.
„Mich interessieren Menschen mit Brüchen in ihrer Biographie“, so die Autorin auf die Frage, was sie dazu bewogen habe, sich der englischen Exzentrikerin Edith Sitwell (7.9.1887-9.12.1964) literarisch zu nähern. Edith Sitwell, die eine überaus schwierige Kindheit durchgemacht hat, von ihren Eltern wenig geliebt war und für den Heiratsmarkt mit einer orthopädischen Konstruktion nicht nur körperlich, sondern auch geistig in Fasson gebracht werden sollte, suchte ihre seelische Befreiung in der Dichtkunst. Als Erwachsene avancierte sie später zu einer der schillerndsten Frauenfiguren des 20. Jhs., die mit unzähligen Berühmtheiten der Zeitgeschichte bekannt war, darunter auch dem Hollywood-Star Marilyn Monroe, um nur eine Figur aus der illustren Runde der Celebrities im Buch zu nennen. Peters, die vier Jahre an dem Roman gearbeitet hat, macht an diesem Abend deutlich, dass es ihr beim Schreiben nach all der Recherche über Sitwell nicht darum gegangen sei, ein literarisches Abbild von der historischen Figur zu zeichnen. Dies würde allein schon durch die Figur der Jane Banister widerlegt, dem Hausmädchen, aus dessen Sicht ein Blick hinter die Kulissen geworfen wird. Der Roman sei deshalb auch nicht einem klassischen historischen Genre zuzuordnen, so Peters weiter, sondern sei vielmehr das Spiel mit dem Genre selbst. Ganz gleich welche Entscheidung die Literaturkritik hierüber fällen mag, Veronika Peters findet mit ihrer Schreibweise einen unterhaltsamen Zugang zu der „Dame hinter dem Vorhang“ und schafft es, einen englisch colorierten Erzählton anzuschlagen, der bemerkenswert leicht, ironisch und charmant ist. Das Publikum in der Stadt- und Schulmediothek in Lollar quittierte ihr dies mit einem herzlichen Applaus.