Die Stadt- und Schulmediothek Lollar/Staufenberg fördert mit diesem Projekt den Zweitsprachenerwerb bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen.
Die Medienberichterstattung zeigt, wie wichtig es ist, konkrete Antworten auf die schwierige Situation von geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu finden. Die Stadt- und Schulmediothek befindet sich an der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar in direkter räumlicher Nähe zu der angesprochenen Zielgruppe. „Unser Team erlebt hautnah die Nöte, Schwierigkeiten und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler.“, so Thomas Zwerina.
Geflüchtete Kinder und Jugendliche zu guten Bildungsabschlüssen zu führen ist eine zentrale Aufgabe integrativer Bildung und Erziehung. Eine im Unterricht geleistete Sprachförderung
stößt an ihre Grenzen und Kapazitäten, bedenken wir die Ausgangslage, dass die einzelnen Betroffenen aus vielen verschiedenen Herkunftsländern mit heterogenem Sprachhintergrund stammen. Bibliotheken können in diesem Zusammenhang eine bedeutsame Schnittstelle sein. Unsere Absicht ist es, flankierende Aktionen und Maßnahmen zu initiieren, sie mit Bündnispartnern zu planen und sie zu begleiten. Unsere Einrichtung fungiert neben ihrem Tagesgeschäft über die Dauer von 30 Monaten als Koordinationsstelle. Für die Umsetzung der Maßnahme stellt sie inhaltliche, infrastrukturelle und personelle Ressourcen bereit.
Unsere Ziele sind:
Die Unterstützung beim Einstieg in den Unterricht und das schulische Leben
Das Schaffen von Zukunftsperspektiven
Das Öffnen von Handlungsspielräumen für das tägliche Leben in unserer Gesellschaft
Hilfe zur Selbsthilfe
Für unseren Projektstart haben wir mit der REDEVCO SERVICES DEUTSCHLAND GMBH einen starken Kooperationspartner gewinnen können. Des Weiteren hat uns die gemeinnützige Stiftung der Sparkasse Gießen bei der Finanzierung von Tablets unterstützt. Wir verstehen dies als Ansporn und möchten – auch im Sinne unserer Förderer – weitere Menschen aus der Gesellschaft, öffentlich-institutionelle und privatwirtschaftliche Akteure für unsere Idee begeistern. Informieren Sie sich gerne bei uns über den aktuellen Projektstand, sollten Sie eine Förderung in Erwägung ziehen. Wir stehen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
Wir blicken zurück und ziehen Bilanz
Eine ereignisreiche und erfolgreiche Zeit liegt hinter uns. Seit Februar 2015 haben wir ca. 80 geflüchtete Kinder und Jugendliche in ihrem Deutsch lernen seitens der Mediothek unterstützt. Schülerinnen und Schüler aus 20 Ländern haben an unseren zahlreichen Angeboten teilgenommen, darunter aus Afghanistan, Albanien, Bulgarien, China, Eritrea, Ghana, Griechenland, Indien, Iran, Italien, Irak, Jemen, Libanon, Mali, Mosambik, Pakistan, Rumänien, Sierra Leone, Syrien, Ukraine.Gute Deutschkenntnisse erhöhen soziale und kommunikative Kompetenzen für den Alltag, die Schule und das spätere Berufsleben, so unsere Erfahrung. Im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe haben wir in den vergangenen zwei Jahren die unterschiedlichsten Aktionen und Teilprojekte angestoßen und durchgeführt. Ausgewählte Beispiele aus unserer Arbeit finden sich in der Dokumentation.
Die Anschaffung von Medien für geflüchtete Menschen ist zu einem festen Bestandteil in unserem Tagesgeschäft geworden. Mittlerweile verfügen wir über ein reichhaltiges Sortiment an Wörterbüchern und Bilderbüchern in den unterschiedlichsten Sprachen, darunter auch vertingte Bildwörterbücher für Kinder. 8 Tablets und 16 internetfähige Arbeitsplätze mit der Selbstlernsoftware „Budenberg“ und andere Apps erweitern unser Angebot EDV-technisch gesehen. Darüber hinaus haben wir in Kooperation mit dem EDV-Bereich der CBES zwei DaZ-Räume mit internetfähiger Präsentationstechnik für den interaktiven Sprachunterricht eingerichtet.
Seit 2016 wirken Teamkräfte bei der gezielten Sprach- und Leseförderung mit. Ein individuelles Coaching durch unsere Mitarbeiter/innen in Lernarrangements mit bis zu 4 Personen und eine empathische Lernatmosphäre in der Mediothek sind die Basis für einen erfolgreichen Lernfortschritt bei den Beteiligten.
Wir sagen herzlich Dankeschön an alle Menschen und Institutionen, die uns auf unterschiedliche Weise in unserem Sprachlich.T-Projekt bisher unterstützt haben. Sie Alle haben den Grundstein für die Integration von vielen geflüchteten Kindern und Jugendlichen gelegt.
Bericht über die Wanderfahrt der DaF Gruppen in den Frankfurter Zoo
Kurz vor den Osterferien stand für alle 60 Schülerinnen und Schüler, zumeist junge Flüchtlinge, der drei DaF-Klassen ein erfreulicher Ausflug an. Morgens um 9.00 Uhr sind wir von Lollar nach Frankfurt abgefahren, um dort den berühmten Zoo zu besuchen. Die Schüler stammen aus dem Nahen Osten (Syrien, Irak, den Kurdengebieten beider Länder), aber auch aus Afghanistan, Russland, Moldawien, dem Balkan, Iran und Pakistan, sowie auch aus den USA und aus Nord- und Zentralafrika. Schon vor der Abfahrt in Lollar waren die Schüler aufgeregt und sehr gesprächig, sie sangen und freuten sich sichtlich über dieses Event. Da die Schüler weitgehend als Flüchtlinge die CBES besuchen und aus verschiedensten Herkunftsländern den Weg nach Lollar fanden, war dieser Besuch in mehrfacher Hinsicht ein integratives Moment, das die pädagogische und didaktische Arbeit positiv verstärkte.
Bereits die einstündige Anfahrt auf der vielbefahrenen Autobahn erlebten viele Schüler als interessant. Gesprächsstoff in der stark heterogenen Gruppe waren Autos, Landschaften und natürlich die Dauer, bis man endlich im heißersehnten Zoo ankommt. Viele Lerninhalte, die den Schülern vorab im Unterricht nahgebracht wurden, fanden so bereits während dieser Phase des Ausflugs praktische Anwendung. (woher/aus kommt dieses Auto, wohin/nach geht es …, wie lange fahren wir noch?)
Im Zoo konnten die Schüler die während des Unterrichts mit dem Lehrwerk „Deutschmobil“ erlernten Inhalte und erworbenen sprachlichen Kompetenzen kontextualisieren bzw. den praktischen Lebensweltbezug unmittelbar erfahren und erleben. So bieten viele Aufgaben im DaF-Lehrwerk „Deutschmobil“ Bezüge zum Zoo, wie er früher war und heutzutage ist, zu Zirkus-Vorstellungen, der Tierwelt in Umwelt und Natur, da diese eine universelle Wertschätzung in fast allen Kulturen besitzen. Steigerungsformen von Adjektiven werden im Lehrwerk anhand verschiedener Tierarten verdeutlicht und konnten während es Zoobesuchs lebensweltlicher Entsprechung zugeführt werden. Auch die Bestimmung von Tageszeiten zwecks Vereinbarung von Treffpunkten und Abfahrtszeiten erlangten eine tragende Bedeutung für diesen Ausflug. Ebenso die oft im Unterricht geübte Fähigkeit, sich im Zahlenbereich bis 100 zurechtzufinden und diesen sprachlich einwandfrei zu beherrschen wurde nun für die Schüler relevant, um Souvenirs im Zoo-Shop zu erwerben oder Getränke und Speisen zu bezahlen.
In kleinen Schülergruppen gingen die Schüler auf die Suche nach Tieren aus ihrem Lehrwerk und auch nach Tieren, die ihnen aus ihrer Heimat bekannt waren und stellten diese den anderen Schülern vor. Die damit verbundene Anerkennung erlebten die Flüchtlingskinder sichtlich stolz und es motivierte sie, sich sprachlich angemessen und präzise mitzuteilen, damit sie ihre Erlebnisse eindrücklich vermitteln konnten.
Besonderer Beliebtheit erfreute sich das Löwen-Haus, da dieses mit einem Besucher-Infotainment-System versehen war, das es dem Besucher ermöglichte, die unterschiedlichen Laut-Rufe des Löwen anzuhören, die von Löwen als Signale für Drohungen, Lock- und Warnrufe eingesetzt werden. Lachend und sichtlich stolz vergegenwärtigten sich vieler der Schüler ihrer seid der Ankunft in Deutschland erlangten Mehrsprachigkeit und des bereits erworbenen Wissens über ihr neues Zuhause in Deutschland und ihre Kompetenz in der Bewältigung von Alltagssituationen.
Insgesamt kann dieser Ausflug aus pädagogisch-didaktischer Sicht als wertvolle Erfahrung verbucht werden, denn die Schüler erlebten das in der Schule doch weitgehend abstrahierte Deutungs- und Orientierungswissen als bedeutsam und lebensweltbezogen. Auch der Zusammenhalt untereinander und die Aufmerksamkeit der Schüler füreinander in dieser neuen Umgebung der Rhein-Main Metropole war ein tolles Erlebnis für die Schüler und die betreuenden Lehrer.
Der Kölner Dom – Beispiel europäischer Kunst- und Kulturgeschichte
Am 23. März 2016 haben die drei DaF-Klassen der CBES-Lollar zusammen mit den DaF-Schülern aus Allendorf einen Ausflug nach Köln unternommen. Die Brücke, den Rhein, alles kannten die Schüler aus aller Herren Länder bereits aus ihren Lehrbüchern, doch da war nun alles „live“ zu sehen. Hauptattraktion war natürlich der imposante Kölner Dom mit seinen enormen Kulturschätzen. Schwindelfreiheit bewiesen all die Schülerinnen und Schüler, die bei eisiger Kälte den Turm des Monumentalbaus über die 240 Stufen zu Fuß erklommen – ein unvergessliches Erlebnis.
Mit Alltagskunst Deutsch lernen
In einer offenen Kunstwerkstatt Lampen gestalten und den eigenen Wortschatz erweitern, das war das Ziel der mehrstündigen Aktion. Für diesen Zweck hatte die Kunstpädagogin Anne Kristina Schmidt das Materialbuffet mit Vokabelschildern versehen. Das individuelle Entwerfen und Herstellen von Lampen bot zahlreiche Anlässe, bereits erworbenen und neuen Wortschatz aktiv zu gebrauchen. Am Ende verließ jeder Teilnehmer / jede Teilnehmerin den Workshop mit einem funktionierenden Lichtobjekt.
Worte sind Bausteine fürs Leben
Erfolgreiche Kommunikation lässt sich zumeist am Ergebnis messen, doch ist –
wie bei vielen Dingen – der Weg das eigentliche Ziel!
Unser innovatives Unterrichtsprojekt der multisensualen Sprachförderung bei Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund setzt auf ein handlungsorientiertes Lernen mittels Lego-Technik. Es verbindet Kreativität, naturwissenschaftlich-technisches Vorstellungsvermögen sowie analytisches und abstraktes Denken mit authentischen Sprechanlässen. Unser Ansatz erweitert den Methodenschatz in der Sprachförderung und macht den Weg frei für weitere vergleichbare Elemente im spezifischen Unterricht der Adressatengruppe. Darüber hinaus werden weitere Teilkompetenzen gefördert, die für den schulischen und außerschulischen Alltag zentral sind, so z. B. das strukturierte Arbeiten, das Lesen von Bauplänen, Teamfähigkeit, Aufgabenteilung sowie die Entwicklung von Problemlösungsstrategien am Modell.
Die Stadt- und Schulmediothek unterstützt diese Maßnahme seit Oktober 2015 mit der Anschaffung von verschiedenen Modellbaukästen in enger Abstimmung mit den DAZ-Lehrkräften der CBES Lollar/Staufenberg. Sie begleitet das Projekt und sammelt Ergebnisse hinsichtlich des Lernfortschritts bei den Beteiligten.
Die Stadt- und Schulmediothek CBES Lollar/Staufenberg ermöglicht Flüchtlingskindern eine praktische Zeitreise in die Vergangenheit ihrer neuen Heimat.
Am 15.07.2015 fanden sich 16 Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ der Clemens-Brentano-Europaschule Lollar/Staufenberg zusammen, um in das Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach zu fahren. Nach der Ankunft und dem Sammeln erster Eindrücke auf dem Marktplatz folgte eine Führung unter der Leitung von Uwe Seidler. Hierbei konnten die Schüler Einblicke in die historische Landwirtschaft gewinnen und neben vergessenen Kulturpflanzen wie Faserhanf auch alte Getreidearten kennen lernen. Den Beteiligten wurde allmählich klar, dass die Industrienation Deutschland eine agrarische Vorgeschichte hat, die sie an ihre eigene Herkunft erinnerte. Ein Pflug ist und bleibt ein Pflug, in einem afrikanischen Land genauso wie hier in Europa. Die beschwerlichen Lebensbedingungen in der damaligen Zeit wurden anschließend in einem historischen Wohnhaus hautnah erfahrbar.
Als krönender Abschluss folgte der Workshop „Fachwerkbau“, in dem die Schüler in vier Kleingruppen vorbereitete und entsprechend gekennzeichnete Balken anhand eines Bauplans so miteinander verbinden sollten, dass eine stabile Fachwerkkonstruktion entstand. Dank vieler eifriger Hände wuchs das Haus rasch, und so konnte schon bald Richtfest gefeiert werden. Was gibt es Schöneres und Sinnbildlicheres als das Bauen an einem gemeinsamen Haus. Möge diese Idee nachhaltig Schule machen. Die Gruppe selbst trat ihre Rückreise um viele Erfahrungen reicher an.
Deutsch lernen mit Musik
Die Stadt- und Schulmediothek unterstützt das in Düsseldorf ins Leben gerufene Ehrenamtsprojekt „WelcomeGrooves“. Der musikalische Sprachkurs soll die Menschen, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben, herzlich willkommen heißen und ihnen helfen, sich leichter in unserem Land zurechtzufinden. Sechs Audio-Lektionen mit Texten zum Mitlesen und Kulturtipps wurden hierfür unter der Mitwirkung zahlreicher Menschen im Tonstudio produziert. „Der deutschen Sprache eine freundliche, willkommen heißende Stimme zu geben, ist mir eine Herzensangelegenheit“, erklärte eine der Profi-Sprecherinnen stellvertretend für das ganze Team.
Die unterschiedlichen Lektionen liefern nützliche Wörter und Sätze für die Basiskommunikation im Alltag der Flüchtlinge. Die Audiodateien können als MP3-File kostenfrei heruntergeladen oder auch direkt angehört werden. Zusätzlich stehen Kulturtipps zu den Besonderheiten der deutschen Lebensart sowie alle Lektionstexte in Schriftform zum Download bereit – übersetzt in viele Sprachen: neben Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch auch in Serbisch, Bosnisch, Arabisch, Farsi, Tigrinya, Urdu, Somali, Hausa, Kiswahili, Amharisch u. a. mehr. Die Palette der Übersetzungen soll mit Hilfe der Netzgemeinde noch erweitert werden.
Um das individuelle Sprachlernen vor Ort zu fördern, hat das Mediotheksteam mehrere Tablets mit dem Audio-Sprachkurs ausgestattet. Ferner halten wir die mp3-Dateien und die PDF-Dokumente für Interessierte vor.
Welcomegrooves im Internet: